Mevlana Celaleddin-i Rumi
Brückenbauer zwischen Herzen und Kulturen
Wer war Rumi?
Mevlana Celaleddin-i Rumi (1207–1273) wurde in Balkh (im heutigen Afghanistan) geboren und verbrachte den Großteil seines Lebens in Konya (Türkei), Anatolien. Er war ein bedeutender Gelehrter, Mystiker, Dichter und Philosoph des Sufismus. Rumis Werke und Gedanken haben über Jahrhunderte hinweg Menschen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Sprachen inspiriert – bis heute.
Seine wichtigsten Werke
Mesnevi: Ein sechsbändiges Meisterwerk, das spirituelle Geschichten, Weisheiten und Gleichnisse vereint.
Divan-i Kebir: Eine Sammlung von Gedichten, die Liebe, Gottesnähe und die Einheit der Schöpfung besingen.
Fihi Ma Fih: Aufzeichnungen von Gesprächen Rumis mit seinen Schülern.
Mektubat: Briefe an Schüler, Freunde und Zeitgenossen.
Zentrale Gedanken und Werte
Rumis Lehren kreisen um universelle Werte, die zeitlos aktuell sind:
Liebe: „Wo Liebe ist, gibt es kein Ich und Du – nur Einheit.“
Toleranz: Akzeptiere den anderen so, wie er ist, ohne Vorurteil.
Dialog: Begegnung und Austausch öffnen den Weg zum gegenseitigen Verständnis.
Menschlichkeit: Jeder Mensch ist von Natur aus wertvoll, unabhängig von Glaube, Herkunft oder Sprache.
„Komm, wer auch immer du bist, komm erneut.“
„Liebe ist das Wesen von allem.“
„Nicht die, die dieselbe Sprache sprechen, verstehen sich, sondern die, die dieselben Gefühle teilen.“
„Dein Herz ist ein Garten; säe Liebe hinein, und Blumen werden blühen.“
„Gestern ist vorbei mit allen Worten von gestern. Heute müssen wir Neues sagen.“
„Liebe ist, eine Seele in zwei Körpern zu sein.“
„Verletze nicht, denn zu verletzen ist schlimmer als verletzt zu werden.“
„Sei, wie du erscheinst, oder erscheine, wie du bist.“
„Unterschätze nicht die kleinen Dinge, denn sie können das Herz brechen.“
„Liebe öffnet alle Türen.“
Rumi und andere Denker
Die Gedanken Rumis weisen erstaunliche Parallelen zu christlichen Mystikern wie Meister Eckhart auf, der ebenfalls die unmittelbare Gotteserfahrung, innere Stille und universelle Liebe betonte. Beide betonen, dass wahre Spiritualität keine Grenzen kennt und dass die Essenz des Glaubens im Herzen liegt, nicht in äußeren Formen.
Goethe (1749–1832) – Deutscher Dichter
„Wer Rumi liest, spürt die Ewigkeit in jedem Vers.“
Meister Eckhart (1260–1328) – Deutscher Mystiker
„Gott ist in allen Dingen, und wer ihn sucht, muss in sich selbst schauen.“
M. Fethullah Gülen – Gelehrter und Friedensdenker
„Mevlana war ein Mann der offenen Arme, der allen Menschen – unabhängig von Glauben oder Herkunft – mit Liebe begegnete. Seine Worte sind ein zeitloser Aufruf zu Dialog und gegenseitigem Verständnis.“
Deepak Chopra – Indisch-amerikanischer Schriftsteller
„Rumi ist die Stimme der ewigen Liebe – sie überschreitet Zeit, Religion und Kultur.“
Coleman Barks – US-amerikanischer Dichter und Rumi-Übersetzer
„Rumi lädt uns ein, über das Denken hinauszugehen – in den Raum, wo nur Liebe spricht.“
Hazrat Inayat Khan – Sufi-Meister
„Rumi ist wie ein Brückenbauer – er verbindet den Himmel mit der Erde, den Menschen mit Gott.“
Rumis Botschaft für die heutige Zeit
In einer Welt, die oft von Spaltung, Vorurteilen und Missverständnissen geprägt ist, sind Rumis Worte aktueller denn je. Seine Botschaft: „Komm, wer du auch bist“ lädt uns ein, Mauern abzubauen und Brücken zu bauen.
Für den modernen Menschen bedeutet das: Offenheit für andere, respektvoller Dialog, gemeinsames Handeln für Frieden und das Erkennen der gemeinsamen Menschlichkeit.
Semazen – Tanz der Seele
Der Semazen ist ein Derwisch der Mevlevi-Orden, der den berühmten „Sema“-Tanz ausführt – eine spirituelle Zeremonie, die auf die Lehren von Mevlana Celaleddin-i Rumi zurückgeht. Der Sema ist kein gewöhnlicher Tanz, sondern eine Form des Gebets und der Meditation in Bewegung.
Die Entstehung dieser Tradition wird mit Rumis Leben in Konya im 13. Jahrhundert verbunden. Der Legende nach begann Rumi eines Tages, inspiriert vom Rhythmus der Hämmer eines Goldschmieds, sich im Kreis zu drehen und dabei in tiefe spirituelle Verzückung zu geraten. Daraus entwickelte sich später die rituelle Form des Semas.
Beim Drehen symbolisiert der Semazen:
Mit der rechten Hand nach oben die göttliche Gnade empfangen.
Mit der linken Hand nach unten diese Gnade an die Welt weitergeben.
Die Drehung den Umlauf der Planeten und die ewige Bewegung des Lebens.
Der Sema steht für den inneren Weg des Menschen – von der Trennung zur Einheit, von der Ichbezogenheit zur göttlichen Liebe. Heute wird er weltweit als Symbol für Frieden, Toleranz und Spiritualität geschätzt.